Munich 26–27 Nov 2024

In der Digitalisierung ist BIM nur ein Werkzeug – jedoch ein sehr effizientes

Dr. Jan Tulke, Quelle: Dirk Michael Deckbar

Interview mit der planen-bauen 4.0, Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH

Die planen-bauen 4.0 GmbH koordiniert und beschleunigt seit ihrer Gründung 2015 die Digitalisierung des deutschen Bauwesens. Sie begleitet die BIM-Pilotprojekte des Bundes im Bereich Hochbau, Straße, Schiene und Wasserstraße. Darüber hinaus ist die Gesellschaft in zahlreichen nationalen und internationalen Projekten zur Standardisierung und Implementierung der modellbasierten Arbeitsweise involviert. Dr. Jan Tulke ist seit 2016 Geschäftsführer der planen-bauen 4.0 GmbH. Im Interview mit dem BIM Magazin erzählt er, wieso Building Information Modeling allen am Bau Beteiligten nutzt und welche Herausforderungen bestehen.

Herr Dr. Tulke, wie sehr verändert das digitale Bauen den Arbeitsalltag der Architekten, Bauingenieure, Fachplaner und Handwerker?

Im Rahmen der BIM-Einführung werden alle Geschäftsprozesse an die digitale Kommunikation und Dokumentation angepasst. Alles, was momentan auf Papier festgehalten wird oder aus Individualabstimmungen resultiert, läuft dann über digitale Modelle und Computerdaten.

Wer wird am meisten von BIM profitieren?

Grundsätzlich alle! In der zeitlichen Abfolge zunächst die Architekten und Planer, bei denen die Modelle in der Planung entstehen. Dank der Methode BIM werden ihre Planungen wesentlich transparenter und effizienter, weil sie sich mit Bauherren und Fachplanern virtuell durch ihre Bauwerksmodelle bewegen können. Ein weiterer wichtiger Vorteil der BIM-Technologie besteht darin, dreidimensionale Modelle gemeinsam für die Abstimmung zu nutzen. Dem Bauherrn wiederum ermöglicht das virtuelle Gebäudemodell, die Planungen besser nachzuvollziehen. Für ihn bedeutet das schon frühzeitig eine höhere Qualitäts-, Kosten- und Terminsicherheit. Die Bauausführenden hingegen werden nicht mehr ausschließlich mit gezeichneten Plänen arbeiten, sondern auch mit digitalen Modellen. Das ist ihre Chance, Arbeitsschritte oder Bestellprozesse weiter zu automatisieren, weil sie ihre Daten künftig in einer besseren Qualität erhalten. Die Betreiber des fertigen Gebäudes übernehmen schließlich automatisch die Daten aus der Planungs- und Bauphase und nutzen diese zum reibungslosen Betrieb sowie zur Instandhaltung von Anlagen und Einrichtungen. Für Wartungsarbeiten erhalten Handwerker schnellen Zugang zu detaillierten Gebäudeinformationen und präzise Angaben über die benötigten Materialmengen. Letztlich wird die Koordination zwischen Auftraggeber und den Auftragnehmern beschleunigt, da alle am Bau Beteiligten zentral auf die transparenten BIM-Informationen zugreifen und somit besser zusammenarbeiten.

Welchen Herausforderungen werden sich die zuvor genannten Akteure stellen?

Bildquelle: i-Stock

Es gilt, sich auf das digitale Bauen einzulassen. Dazu gehört zu schauen, mit welchen Daten künftig gearbeitet wird. Gleichzeitig sollten alle Akteure ihre Anforderungen an diese Daten stellen, d.h. wie brauchen sie Daten, um damit Prozesse zu optimieren? BIM ist für alle Beteiligten am Bau eine Chance. Deshalb sollte sich jeder im Klaren darüber sein, wie er die Daten für sich am besten nutzen kann. Das Gute ist: Jeder kann BIM-Prozesse aktiv mitgestalten. Dies gelingt umso besser, je mehr die Akteure antizipieren, welche Veränderungen sich durch das digitale Bauen für ihre Prozesse ergeben könnten. Mitunter wird es nötig sein, die eigenen Prozesse zu verändern oder zumindest anzupassen. Das kann auch durch Partnerschaften zwischen Planer und Baufirma oder zwischen Handwerker und Handel realisiert werden, wodurch eigene, stabile digitale Kernprozesse etabliert werden.

Es gilt, sich auf das digitale Bauen einzulassen. Dazu gehört zu schauen, mit welchen Daten künftig gearbeitet wird. Gleichzeitig sollten alle Akteure ihre Anforderungen an diese Daten stellen, d.h. wie brauchen sie Daten, um damit Prozesse zu optimieren? BIM ist für alle Beteiligten am Bau eine Chance. Deshalb sollte sich jeder im Klaren darüber sein, wie er die Daten für sich am besten nutzen kann. Das Gute ist: Jeder kann BIM-Prozesse aktiv mitgestalten. Dies gelingt umso besser, je mehr die Akteure antizipieren, welche Veränderungen sich durch das digitale Bauen für ihre Prozesse ergeben könnten. Mitunter wird es nötig sein, die eigenen Prozesse zu verändern oder zumindest anzupassen. Das kann auch durch Partnerschaften zwischen Planer und Baufirma oder zwischen Handwerker und Handel realisiert werden, wodurch eigene, stabile digitale Kernprozesse etabliert werden.

Welche sind denn die wichtigsten Maßnahmen, um Digitalisierung im Bauwesen weiter voran zu treiben?

Wir brauchen standardisierte Prozesse und offene Datenschnittstellen. IT funktioniert immer dann gut, wenn Daten klar strukturiert sind. Das heißt nicht, dass dadurch die Kreativität von Fachleuten eingeschränkt wird. Im Gegenteil, BIM ist nur ein Werkzeug – ein sehr effizientes dazu. Wichtiger ist allerdings, schnellstmöglich Erfahrungen mit BIM zu sammeln und diese Methode für seine eigenen Anwendungen auszugestalten.

Und welche Trends stellen Sie dabei fest?

Ein Trend ist schon heute, mit weniger Papier zu arbeiten. Die Beteiligten haben nicht mehr die A0-Pläne an der Wand hängen oder die Aktenordner in fünffacher Ausfertigung im Schrank stehen. Die Daten liegen in der Cloud, auf dem Smartphone oder Tablet. Einen Bauleiter, der mit Aktenordnern über die Baustelle läuft, wird es wohl nicht mehr geben. Künftig hat er sein Tablet unterm Arm und damit alle Daten dabei, die er braucht. Zudem werden Baumaschinen und Roboter die digitalen Daten direkt nutzen können.

Welche Rolle nimmt planen-bauen 4.0 konkret ein, wenn es die weitere Förderung der Digitalisierung im Bauwesen geht?

Einerseits beraten wir den öffentlichen Bausektor und unterstützen dabei, Rahmenbedingungen fürs digitale Bauen zu schaffen. planen-bauen 4.0 ist seit diesem Jahr federführend beim Aufbau des nationalen BIM-Kompetenzzentrums des Bundes. Andererseits besteht unsere Aufgabe darin, die Standardisierung im Bauwesen voranzubringen. Dazu gehört insbesondere, die deutsche Sichtweise auf internationaler Ebene einzubringen und länderübergreifend zu koordinieren. Dafür stellen wir auch Fachexperten zur Seite.

Insgesamt ist unser Anliegen, auf das hohe Potenzial der Methode BIM aufmerksam zu machen. Dazu wollen wir die Beteiligten am Bau in der Breite mobilisieren. Wir fungieren auch als Impulsgeber, z.B. wenn wir Innovationsprojekte für wichtige Themen initiieren. Wir können diese Projekte jedoch nicht allein realisieren. Vielmehr braucht es dazu fundiertes Fachwissen aus vielen Bereichen der Baubranche, weshalb wir für die Projektumsetzung stets mit kompetenten Partnern zusammenarbeiten.

Benjamin Mombree, PLANEN-BAUEN 4.0

Auszug aus dem BIM Magazin 2019.

Weitere Informationen zur planen-bauen 4.0, Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH finden Sie hier.